Eröffnung Galerie Rondo Blei + Guba

Bärbel Grünewald

Liebe Gäste….

 

Ich freue mich, sie hier begrüßen zu können und Ihnen ein paar Wort zu der Künstlerin Jutta Briehn sagen zu dürfen.

 

In diesen schönen Räumen ist die Präsentation von Textilien an der Wand sicher noch nicht häufig gezeigt worden. Dabei ist Textiles eine der ältesten Kulturtechniken der Welt,Textilien begleiten uns ein Leben lang.

 

Unsere Sprache ist voller Bilder aus der textilen Herstellung, die heute meistens im übertragenem Sinne benutzt werden:  An eine Idee anknüpfen, beim Gespräch den Faden verlieren, einen Gedanken weiterspinnen usw.

 

Innerhalb der bildenden Kunst haftet der Textilkunst sehr zu Unrecht noch immer der Ruf des Kunsthandwerklichen an. Das Arbeiten mit Fäden und Stoffen wird nach wie vor dem Bereich des Weiblichen zugeordnet. 

 

Doch in den letzten Jahren haben mehrere Museen eine umfassende Neubetrachtung zu diesem Thema unternommen und dabei den wechselseitigen Einfluss zwischen Textilien und zeitgenössischer Kunst reflektiert, z.B.  in der documenta in Kassel.

 

Kein Material, keine Technik vermag unser sinnliches Dasein so zu berühren wie das Textile und das in einer Zeit, die durch die zunehmende Virtualisierung immer „unsinnlicher“ zu werden droht. So kann man eine starke Hinwendung zum Arbeiten mit der Hand und mit textilem Material beobachten.

 

Das textile Medium ermöglicht eine große Vielfalt im Ausdruck von Gefühlen und Ideen, sie werden greifbar, fühlbar durch den Stoff umgesetzt.

 

 Wie eigenständig und schöpferisch die Quiltkünstler mit diesem Medium umgehen  zeigt die Künstlerin  Jutta Briehn in dieser Ausstellung.

 

 

 

Jutta Briehn arbeitet bei ihren Quilts wie eine Malerin, sie verwendet meistens weißes Leinen und bemalt den Stoff zuerst mit Farben.

 

Die Motive in ihren Applikationen bewegen sich dann zwischen Gegenständlichem und Abstraktem, sind aber immer aus konkreten  Anregungen hervorgegangen und sind das Ergebnis ausgeprägter Reduktion. Die Stoffe werden geschichtet, oft mit offenen Kanten und häufig zusätzlich bearbeitet mit Siebdruck oder Stempeln.

 

Die Idee und die Intention ragen heraus, sie bestimmen, welche Stoffe die Künstlerin zur Realisierung des Konzeptes verwendet.

 

Ihre Themen stammen häufig aus der Natur. Der Schutz der Tierwelt und der Erhalt der Artenvielfalt sind ihr ein sehr persönliches Anliegen und zeigen ihre Verbundenheit mit der Natur. Nur wer genau hinsieht wird das Leben in der Wüste entdecken. Aber auch das Dunkle und Hintergründige der Natur schimmert häufig durch, z.B. entstand „Black Raven“ angeregt durch die geheimnisvolle Poesie von Edgar Allen Poe.

 

Hervorstechend sind die zahlreichen Reiseindrücke, die fast die ganze Welt umfassen: Wüstenstadt im Jemen mit ihren aus Lehm erbauten Häusern, Eindrücke aus Guatemala mit alten Schriftzeichen der Maja, die Salzkarawane mit der Schrift der Beduinen, Tibet mit Resten von bemalten antiken Tempeltüchern… . Man spürt, das dies nicht nur Reiseeindrücke sind sondern daß die Künstlerin sich auch intensiv mit den unterschiedlichsten Kulturkreisen auseinandergesetzt hat. Daher erscheinen häufig die Zeichen der Schrift, eine der ältesten Kulturtechniken.

 

 

 

Daneben sehen wir ihre Vorliebe für Märchen und mythologische Themen: Reise ans Ende der Welt, dargestellt durch den Greif mit Adlerkopf und Löwenfuß.

 

Oder die Darstellung der antiken Frauenfiguren. Pallas Athene, Daphne usw.

 

Oft ist aber auch das Material die Inspirationsquelle. Sie experimentiert mit Papier in Quilts, Bücher werden vernäht, Briefe integriert, alte Karten überstickt. Dabei werden Elemente aus einem gewohnten Zusammenhang genommen und neu zueinander in Beziehung gesetzt. Man spürt ihre mitreizende Experimentierfreude.

 

Das Spiel mit Flächen und Farben wird ergänzt durch Quiltlinien.

 

Die graphisch linearen Details unterstreichen die Bewegung im Design. Es sind Zeichnungen mit der Nähmaschine. Das Nähhandwerk, das Quilten dient der ästhetischen Grundverfeinerung.

 

Gestaltung und Handwerk sind immer als einheitlicher Prozess begriffen.

 

 

 

Der besondere Reiz der in der Ausstellung gezeigten kleineren Appikationen besteht in ihrem poesievollem und intimen Charakter.

 

Jutta Briehns Ideen scheinen unerschöpflich zu sein, ihre Kreativität grenzenlos. Ihre Experimentierfreude steckt uns an .

 

Vielleicht erreicht diese Ausstellung auch bei Ihnen eine Neubetrachtung des Mediums Textil.

 

So wünsche ich Ihnen viel Anregung und Spaß, lassen sie sich auch von der schwungvollen Musik der Crownhillers mitreißen und genießen den originellen Pub.

 

 

 

KUNST³

11. - 26. Mai 2024